Das junge Lebensgefühl einer über 1000 jährigen Stadt
Ich kam an einem Augusttag in einem gekühlten Zugabteil nach Krakau. Es war am Abend und und über der Stadt lag eine Hitzeglocke von gut 30 Grad. Mein Hotel lag im ehemaligen jüdischen Viertel Kazimierz und als erstes riß ich die Fenster auf. Auf der Suche nach einem Restaurant fand ich gleich um die Ecke den Plac Novi. Cafés an Kneipen, Restaurants und Galerien. Schräge Grafitti an einigen Wänden, später werde ich davon noch mehr sehen. Krakau brummt gefällig, strahlt ein lässiges Lebensgefühl aus, relaxsen ist angesagt. Das Durchschnittsaler hier schätze ich auf 25.
Später, es war schon nach Mitternacht, stehe ich mit einigen Studenten vor einer Kneipe auf dem Gehweg. Alle haben ein Glas Bier in der Hand. Wir unterhalten uns in Englisch, teilweise etwas gebrochen, denn meine Gespächspartner kommen aus Dänemark, Deutschland, Frankreich, Italien und natürlich aus Polen. Es wird viel gelacht.
Am nächsten Tag dann der „Rynek“, der große Marktplatz in der Altstadt, jede Seite dieses Vierecks ist etwa 200 Meter lang, in der Mitte die Tuchhallen. Dieses mittelalterliche Zentrum, auf das alle Straßen der Altstadt sternförmig zulaufen, ist die Visitenkarte von Krakau.
Die Stadt blieb im Krieg unzerstört und so stehen hier noch die Patrizierhäuser aus dem 15. und 16.Jahrhundert in strahlender Schönheit.
Kein Wunder, daß die UNESCO Krakau 1978 zum Weltkulturerbe erklärte.
Ein geflügeltes Wort der Krakauer lautet: Bin ich auf dem Rynek, habe ich das Gefühl, nichts auf der Welt zu versäumen. Diese Gefühl macht sich auch bei mir breit. Es herrscht südländische Ausgelassenheit.
Schon im 13. Jahrhundert spielte sich das Leben dieser Stadt auf dem Rynek ab und noch bis heute kann man das Treiben hier als Volkstheater betrachten, wenn auch heute ein internationales, man hört überall die verschiedensten Sprachen verbunden mit herzlichem Gelächter.
Der deutsche Schriftsteller Rolf Schneider dazu: „ In Krakau könnte ich mich auf den Markt setzen, zwei Kirchtürme ansehen, ein Stück warmes Brot essen und vergessen, daß es auf der Welt überhaupt noch etwas andres gibt als Krakau. Ich könnte dabei alt werden und würde mir hinterher sagen, ich hätte ein großartiges Leben gehabt“.
Und die Krakauer sagen auf die Hauptstadt Warschau angesprochen: „Wir haben die Kultur und Ihr das Geld.“
Es liegt etwas Träumerisches auf der Stadt, also nichts wie hin!